Engel ohne Flügel
Sie haben keine Flügel
aber Ausdauer bis ganz zum Ende
sie haben keine Flügel
aber Hände
Sie haben keine Flügel
aber merken
ich ginge diesen Weg nicht gern alleine
sie haben keine Flügel
aber Beine
Sie haben keine Flügel
aber fragen nach dem eigentlichen Grund
sie haben keine Flügel
aber einen Mund
sie spüren
ich muss mal reden
sprachlos, wie ich bin, die Worte fast verloren
sie haben keine Flügel
aber Ohren
sie haben große Liebe zum Detail
und üben Sorgfalt bis in jede Kleinigkeit
sie haben keine Flügel
aber Zeit
sie lassen auch die mächtigen Gefühle zu
kennen Leidenschaft und Liebe
Ohnmacht, Wut
sie kenn’ mich gut
sie haben keine Flügel
aber Mut
sie sind nah und zugewandt und aufmerksam
gönnen Erfolg und teilen den Schmerz
sie haben keine Flügel
aber Herz
sie haben keine Flügel
und gehen manchmal unter
in der Fülle der Termine
in der Menge
im großen Chor der Stimmen
in der Hektik, im Gedrängel
sie haben keine Flügel,
aber sie sind Engel
Christina Brudereck
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Wo Worte fehlen,
das Unbeschreibliche zu beschreiben,
wo die Augen versagen,
das Unabwendbare zu sehen,
wo die Hände das Unbegreifliche nicht fassen können,
bleibt einzig die Gewissheit,
dass Du für immer in unseren Herzen weiterleben wirst.
Verfasser unbekannt
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Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden.
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde.
Hermann Hesse
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Der Tod ist nichts
Ich bin nur in ein anderes Zimmer gegangen.
Ich bin ich, du bist du.
Was immer wir einander waren, wir sind es noch.
Ruf mich bei meinem gewohnten Namen.
Sprich mit mir wie immer,
auf die gleiche leichte Art und Weise.
Verändere nicht den Klang deiner Stimme.
Setze keine feierliche oder traurige Mine auf.
Lache, wie wir immer über die kleinen Witze gelacht haben,
an denen wir gemeinsam Spaß hatten.
Spiele, lache, denke an mich.
Belasse meinen Namen an seinem Platz, an dem er immer war.
Sprich ihn mühelos aus,
ohne die Spur eines Schattens auf ihm.
Das Leben bedeutet das, was es immer bedeutet hat.
Es ist dasselbe, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchgeschnitten.
Warum sollte ich nicht mehr in deinen Gedanken sein,
weil du mich nicht mehr sehen kannst?
Ich warte auf dich in einiger Entfernung.
Irgendwo in der Nähe, nur hinter der Biegung.
Alles ist gut.
Henry Scott Holland
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